Torsten Radespiel
  Streitbares
 

Eine Zivilisation, die ständig damit beschäftigt ist ihren eigenen Planeten zu zerstören, sei es durch Krieg, Machtgier, Umweltverschmutzung oder Raubbau...verdient nicht die Bezeichnung INTELLIGENT !!



"Mein kleiner Freund hat neulich mit mir über die Erschaffung der Welt gesprochen. Wir neigen zu der Vorstellung, dass die Welt für uns erschaffen wurde, sagte er. Wir sehen uns, die zuletzt erschaffenen Lebewesen, als Krone der Schöpfung an. Dabei lässt sich die Geschichte auch ganz anders lesen. Wir waren die Letzten, also im Grunde überflüssig, ein nebensächlicher Teil des Ganzen, von allen anderen, wichtigeren Teilen abhängig. Würde der Mensch von der Erde verschwinden, würde sie sich unbekümmert weiter drehen. Würden dagegen die Pflanzen, das Wasser oder die Tiere verschwinden, würde der Mensch mit ihnen untergehen. Wir sind nur Gäste auf dieser Erde, sagte mein Freund, aber wir führen uns auf, als wären wir ihre Besitzer." (Eran Kroband: Kleine Feder McAbony oder Wie man die Herzen der Menschen liest)




"Max war sich der vielen Vorteile der modernen Gesellschaft und des Wohlstands, ..., zwar durchaus bewußt, aber nach seiner Überzeugung forderten sie einen Preis - nämlich das Opfer der wesentlichen Elemente einfacher und tiefer Menschlichkeit.
Er spürte, dass sich der abendländische Mensch in einen Konsumenten verwandelte, dessen eigentliche Bedürfnisse zweitrangig wurden. An ihre Stelle waren die ökonomischen und technologischen Zwänge der modernen Welt getreten. Nur indem das Individuum als Konsument seine Wünsche befriedigte, konnte es einen hohen Status erlangen, über Macht verfügen und seine emotionale Stabilität wahren.
Diese emotionale Stabilität war jedoch teuer erkauft - mit der Entwicklung zu einem stärker automatisierten, weniger authentischen und letztlich unmenschlichen Wesen."
(William Gladstone: Die Zwölf)




"Sie gingen höflich miteinander um, vielleicht allzu höflich, doch ihr fehlte der Mut, auf ihn zuzugehen und das Eis zu brechen, weil sie Angst vor einer Zurückweisung hatte, und vielleicht erging es ihm ebenso. Es gab nur ein Heilmittel für die Wunde, die jene abscheulichen Worte in ihrer Ehe aufgerissen hatten, doch die Wunde an sich war es, die sie davon abhielt, einander zu berühren, das Fehlen jeglichen sexuellen Kontakts nährte sich offenbar selbst, die Verletzung nährte das Zölibat, das Zölibat nährte die Verletzung, die Spannung baute sich auf, verdichtete sich zu einem zu verworrenen Knäuel, als dass es sich durch die schlichte, unverkrampfte Maßnahme eines guten, unkomplizierten Beischlafs hätte lösen lassen."
(Norman Spinrad: Russischer Frühling)





"Geben Sie die Arbeit, die ich Ihnen zuteile, einfach an irgend jemanden weiter und vertrauen Sie auf Ihr Glück. Wir nennen das: Verantwortung delegieren. Irgendwo ganz unten in dieser von mir geleiteten, blendend koordinierten Organisation sitzen Leute, die die Arbeit erledigen, wenn sie zu ihnen gelangt, und alles geht recht glatt, ohne dass ich zuviel Mühe damit habe. Ich nehme an, es liegt daran, dass ich ein guter Chef bin.
Nichts von dem, was wir in dieser unserer großen Organisation tun, ist wirklich wichtig, und nichts ist jemals eilig. Andererseits ist es äußerst wichtig, dass wir den Eindruck erwecken, als seien wir sehr damit beschäftigt. Zwar ist nichts von der Arbeit, die wir tun, von irgendwelchem Wert, es ist aber unerläßlich, dass wir sehr viel davon tun."
(General Peckem an Colonel Schittkopp aus: Catch 22 von Joseph Heller)




...ein verlorengegangener Tropfen des großen Feuers - daraus wurde die Erde. Als die Elemente sich zusammenfügten, wurde aus dem Feuer das Leben, aus dem Leben der Mensch. Das Feuer ist in ihm geblieben; er grub, forschte, analysierte und schuf sich, was ihm nützlich dünkte: Werkzeuge und Waffen, Häuser und Schiffe, Giftgas und einen Gott nach seinem Bilde, Tabakspfeifen und Brillengläser und auch Seife, um sich vom Schmutz zu reinigen. Doch da ist noch etwas in ihm, was der Reinigung bedarf, und dafür gibt es keine Seife.
So ist er noch immer, was er von Anbeginn war: nicht gut, nicht schlecht, ein Stück Dreck, ein Stück Natur, ein Teil der Materie, groß wie ein Riese, klein wie die winzigste Mikrobe, furchtsam wie ein Wurm, todesverachtend, hoffend und verzweifelnd, Teufel und Gott, Sklave, Herrscher und Aufrührer. Ein Suchender, zu schwach, um seine Begierde zu bezähmen, zu stolz und zu stark, um auf seine naturgegebenen Vorrechte zu verzichten. Ein Tropfen Kain, ein Tropfen Abel.
Der Mensch ist Natur wie die interstellare Materie, wie die Protuberanzen der Sonne, doppelgesichtig wie das Proton, das Elektron und all die anderen kreisenden Teilchen, von deren Existenz nur er allein Kenntnis besitzt. Er ist ein Stück Natur wir die Maus, die Spinne, der Waschbär, der Sperling oder auch der Wasserfloh. Und doch ist er anders. Der Mensch hasst und liebt und fragt: Warum? Der Mensch misst und rechnet und fragt: Wie viel? Der Mensch sucht. Er sucht auf der Erde, in der Luft, auf dem Meeresgrund und in den Weiten des Alls; und er findet immer wieder das gleiche: Teile seiner selbst.
Er hört nicht auf zu suchen, denn von Anbeginn bis zum Ende sucht er sich selbst, seinen Ursprung und sein Ebenbild. Und das ist mehr als Kinder zeugen oder essen und trinken. Und darum ist er mehr als nur Materie, mehr als die Mikrobe, die Maus, die Spinne, der Waschbär, der Sperling, der Wasserfloh; mehr als das doppelgesichtige Proton, die interstellare Materie und die Protuberanzen der Sonne. Denn er kann rechnen und messen, wiegen und denken, und das höchste Denken besteht im Erkennen seiner selbst. Er wird nicht aufhören zu suchen, bis er das Echo seiner Stimme, sein Spiegelbild gefunden hat.
(Herbert Ziergiebel: Die andere Welt)




...Wie verwaltet man Vertrauen. Einer ihrer Schüler konnte nicht versetzt werden, denn er hatte in Rechtschreibung eine glatte Fünf, und alle Mühe blieb vergebens. Aber in Mathematik stand er zwischen Eins und Zwei; und er mußte trotzdem Sitzenbleiben wegen dieser einen Fünf. Sie spricht von dem Jungen nicht wie von einem fremden Kind. Es sind ihre Kinder. Sie hat ein Kind verloren. Christian wundert sich, daß ein Lehrer so über seine Kinder nachdenkt, sie sogar liebt und fest daran glaubt, daß sie ihn brauchen.
Vielleicht gibt es ganz wenige solcher Lehrer, und bis heute war ihm keiner begegnet. Auch das Alter wird eine Rolle spielen. Mit den Jahren wird jeder zum Schulmeister, von den wenigen abgesehen, die jung genug bleiben, um gegen das Gift der Gewohnheit zu bestehen. Und gegen die Gebrechen einer unantastbaren Autorität. Vielleicht behält sie die Kraft.
(Herbert Otto: Zeit der Störche)

 
  Du bist einer der 18319 Besucher dieser homepage. Danke.  
 
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden